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29.06.2020

Mein Schreibtisch hat Metamorphose – Oder wie die Digitalisierung unsere Welt verändert

Kürzlich faszinierte mich ein Bericht über die Metamorphose, also dem Wandel von Gestalt oder Form. Dabei ging es um die evolutionäre Anpassung von Pflanzen und Tieren an ihre jeweiligen Umweltbedingungen, um ihr Überleben unter den unterschiedlichsten Lebensbedingungen zu gewährleisten. Nicht selten ist diese morphologische Veränderung unumkehrbar. Wir alle kennen die Beispiele aus dem Biologieunterricht: Die Kaulquappe wird zum Frosch, die Raupe zum Schmetterling.

Mein Schreibtisch hat Metamorphose – Oder wie die Digitalisierung unsere Welt verändert

Kaulquappen-/Raupen-Zeit

In den Anfangstagen meiner Berufstätigkeit – es ist schon ein paar Tage her – habe ich mich nach meinen Wanderjahren, die mich in die Nähe von London nach Paris und in die Schweiz geführt hatten, riesig über meinen ersten Schreibtisch gefreut. Als Verkaufsrepräsentant für ein wunderbares Ferien- und Tagungshotel waren der Dienstwagen und das Diktiergerät mithin die wichtigsten Arbeitsutensilien. Auf dem Schreibtisch stand ein Karteikasten mit Kundendaten, quasi das CRM-System, ein Telefon, die Schreibtischlampe und ganz viel Papier.

Für das Schreiben von Angeboten waren wir bereits aus der Zeit von Schreibmaschinen hinausgewachsen. Dennoch hatte nicht jeder seine eigene Maschine. Das Telefon mit Tasten war schon ziemlich fortschrittlich und die Papierablage im guten alten Leitzordner oder die Hängeregistratur, waren Standard.

Zeiten ändern sich

Wer sich jetzt nicht vorstellen kann, worüber ich schreibe, der ist noch nicht so lange auf der Welt, die Älteren werden sich daran erinnern. Und Hand aufs Herz, der Leitzordner ist nicht tot zu kriegen und die Hängeregistratur hilft vielerorts auch heute noch Papiervorgänge zu strukturieren.

Doch nötig ist das nicht mehr, es könnte auch alles im Netz gespeichert sein, in der Cloud bei OneDrive, Google oder sonst wo. Und wer schlau ist, der hat schon lange all das lästige Papier verbannt. Doch wenn ich ehrlich bin, fällt es mir schwer so ohne das vertraute Stück in Weiß, das unabhängig von Arbeitsspeicher und Netzverbindung, geduldig die händischen Notizen „hosted“. Ich liebe meine To-do-Liste am Klemmbrett und die Befriedigung, wenn die erledigten Aufgaben mit dem Bleistiftstrich zum Zeugnis meiner Arbeit werden.

Die Digitalisierung zieht ein

Mit dem Weg in die Selbständigkeit, es ist fast 25 Jahre her, waren bereits die ersten Laptops auf dem Markt, die Speicherkapazität eines heutigen USB-Sticks ist größer, als die Speicher auf den ersten mobilen Wegbegleitern. Dateien in einem Netzwerk abzulegen, das war schon ziemlich weit vorne, E-Mail und Google waren gerade so im Kommen und Bill Gates hat mit Word, Excel und PowerPoint das Leben nicht immer zum Besseren verändert, wenn ein Bluescreen dafür gesorgt hat, dass wir das Tagwerk vielleicht nochmals zu wiederholen hatten.

Und rückblickend hat sich für den weniger technikaffinen Büroarbeiter dieser Status über eine lange Zeit gehalten. Ok, das Telefon ist smarter geworden, ein Headset kam hinzu und der Laptop war über lange Zeit der Inbegriff für mobiles Arbeiten, ob am eigenen Schreibtisch, in der Bahn, am Flughafen oder im Hotelzimmer.

Arbeitsplatz 4.0

Doch wenn ich mir jetzt anschaue, wie sich mein Schreibtisch in den letzten 3 Jahren und 3 Monaten verändert hat, dann ist es ein Sprung in ein neues Zeitalter. Das ich mit 2 externen Bildschirmen arbeite, das hat sich in den letzten 3 oder 4 Jahren eingestellt, die Dockingstation für den bequemen Anschluss des Laptops auch. Und ich genieße es, wenn ich wenig Papier oder nur das auf dem Schreibtisch liegen habe, was gerade zur Bearbeitung erforderlich ist. Und das dünnste Tablet dieser Welt wird in wenigen Wochen mein gutes alte Klemmbrett verdrängen. Was bleibt, das ist die Illusion von Hand zu schreiben, denn hurra, hurra, die Technik, die macht genau das möglich.

In den letzten 3 Monaten hat sich mein „Workplace“ nochmals verändert. Jetzt habe ich nicht mehr einein, sondern 2 Laptops auf dem Tisch stehen, 2 externe Monitore und wenn ich das Smartphone mit dazu zähle, dann sind es 5 Bildschirme. Außerdem sind inzwischen nicht weniger als 4 Kameras, ach, halt, das Smartphone hat ja auch eine, also sind es gar 5 von diesen Dingern, die mein Büro als Live-Streaming-Studio in die Welt hinaustragen.

Der Schreibtisch hat sich auf einmal von einem Arbeitsplatz für Vorbereitung und Telefonie zu einem Seminarraum mit Video-Chat verwandelt. Die Dokumentenkamera macht es möglich, Schaustücke zu zeigen, ohne dass man sein Gesicht verdeckt. Der 2. Laptop simuliert die Perspektive der Teilnehmer, die sich in das Online-Seminar eingewählt haben und je nach Bildschirm, der mir als Orientierungspunkt und Arbeitsoberfläche dient, ist mit wenigen Klicks die Kameraperspektive gewechselt, um Gesprächspartner und Seminarteilnehmer so gut es geht „anzuschauen“. Ja, und eines darf natürlich nicht fehlen, 2 Scheinwerfer sorgen dafür, dass ich nicht wie ein dunkler Zombie vor dem hellen Licht der Raumumgebung wahrgenommen werde, wenn ich „auf Sendung“ bin.

Verändert aus der Krise

Finde ich das jetzt gut? Naja, nach anfänglicher Orientierungslosigkeit habe ich gelernt, welchen Bildschirm, welche Kamera und welchen Lerninhalt ich digital wie präsentieren und auch virtuell Aufmerksamkeit und Dynamik im Seminar erzeugen kann. Und schön ist es schon, dass ich die Seminarteilnehmer einfach in mein Büro holen kann. Fremd ist es allerdings zugleich, weil doch einige wesentliche Faktoren fehlen: Das besondere Erleben in der persönlichen Begegnung, das Wahrnehmen von feiner Mimik, die Seminar-/Workshop-Atmosphäre, die wir mit all unseren Sinnen erfahren und in der Gemeinschaft mitgestalten und die wahre menschliche Nähe.

Was wird bleiben, wenn Corona vorbei ist? Wir wissen es nicht, nur eines zeichnet sich schon ab: Unsere Wahlmöglichkeiten haben zugenommen. Und ob man das nun New Work, agil oder sonst wie benennt, entscheidend ist doch, dass wir für den richtigen Zweck die richtigen Mittel zur Verfügung haben und mit diesen neuen Optionen die beste Wahl treffen können, um uns für Kollegen und Kunden gut zu präsentieren. Die Lernkurve der letzten 3 Monate war sicherlich für viele von uns, egal ob Führungskraft oder Mitarbeiter, eine gewaltige und das ist gut so.

Die Entwicklung von Online-Seminaren, in der Tat, das stand schon lange auf meiner To-do-Liste, auf dem weißen papierenen Ding am Klemmbrett, meinem Mittel der Wahl, um mich selbst gut zu führen und zu wissen, was als nächstes dran ist.

Meine Botschaft zur Selbstführung ist: Sei wandlungsfähig und Du bleibst am Puls der Zeit!

Über den Autor:

Markus F. Weidner ist Unternehmer, Autor zahlreicher Bücher und inspirierender Vortragsredner. Seine Herzensangelegenheit: Führungsqualität und Service-Erlebnis. Deshalb gründete der ehemalige Restaurantfachmann mit dem Gespür für Menschen und Organisationen das Institut Qnigge. Qnigge steht für Freude an Qualität und die Entwicklung von Führungs-, Service- Verkaufs- und Organisationsqualität.

Wer sich in den Bereichen Organisations-, Mitarbeiter-, Team- und Führungskräfteentwicklung weiterbilden möchte und in Sachen Präsentationen noch sicherer werden will, wird unter den zahlreichen Seminaren der Qnigge Akademie fündig.

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