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IRONMAN 2014/2015/2018

Der längste Tag


IRONMAN 2014/2015/2018

Triathlon ist keine Sportart, es ist ein Lifestyle, den ich über viele Jahre belächelt und dennoch von außen beobachtet habe, bis es mich nicht mehr losgelassen hat.

„Bekloppt!“, so habe ich die Menschen betitelt, die Jahr für Jahr im Juli beim Frankfurt IRONMAN mit dem Fahrrad fast an meiner Haustüre in meinem Wohnort Karben, gut 20 km nördlich von Frankfurt/Main, vorbeigefahren sind. Im ersten Jahr (2002), als ich es beobachtete, war mir gar nicht klar, dass die Männer und Frauen schon 3,8 km im Langener Waldsee, einem großen Baggersee südlich von Frankfurt, geschwommen waren, bevor sie sich dann auf die 2 x 90 km Radstrecke quer durch die Wetterau im Norden von Frankfurt machten. Und ganz vom Unverständnis getroffen wurde ich, als ich dann erfuhr, dass die „Bekloppten“ anschließend noch einen Marathon am Main, mitten in der Innenstadt von Frankfurt absolvieren. Körperlich, mental und überhaupt unvorstellbar war für mich, dass das geht. Und das nicht zuletzt aus der Perspektive eines Asthmatikers, der ohnehin froh war, wenn er genügend Luft zum Atmen hatte.

Jahr für Jahr bin ich gedanklich und auch physisch immer im Juli des Jahres Stück für Stück dem Triathlon näher gekommen. „Achte Deine Gedanken, denn sie werden zu Deinen Worten und die Worte zu Taten und die Taten zu Deinem Schicksal“, so ähnlich geht wohl die Weisheit, deren Richtigkeit auch ich zu spüren kommen sollte. Nach meiner ersten Erkenntnis ob der bloßen Existenz dieser Sportart, die aus drei Disziplinen und vielen weiteren Fertigkeiten besteht, bin ich im zweiten Jahr mit Neugier an die Radstrecke gegangen und wollte die „Bekloppten“ doch einmal mit eigenen Augen sehen. Faszinierend, was für alte Kaliber da unterwegs waren, von den jungen ganz zu schweigen. Stromlinienförmig liegen sie mehr als dass sie auf dem Rad sitzen, nach vorne gebeugt mit den Ellbogen auf dem Lenker aufgestützt, pfeilschnell, so dass es immer nur wenige Sekunden sind, die man die Sportler zu Gesicht bekommt. Die Konsequenz aus dieser Erfahrung war im dritten Jahr nach meiner Ersterkenntnis, dass ich morgens um kurz vor 07:00 HR3 im Fernsehen anmachte und viele Stunden wie gebannt vor der Liveübertragung des Frankfurt IRONMAN saß, beeindruckt von den Bildern beim Schwimmstart, den Begleitmotorrädern auf der Rennstrecke und dem abschließenden Marathon. Und wenn man ehrlich ist, es gibt eigentlich nichts langweiligeres, als Stunde über Stunde den Ausdauersportlern passiv zuzuschauen und dennoch, ich konnte meine Aufmerksamkeit nicht ablassen, war gefesselt, gebannt, fasziniert davon, was diese Sportler leisteten. Ja ich gebe es zu, in mir regte sich ein Neidpflänzchen, wie gerne hätte ich auch diesen langen Atem, diese Ausdauer, diese Disziplin durchzuhalten. Nur alleine die Vorstellung von dieser Anstrengung ließ mich den Gedanken schnell wieder verwerfen, zumal ich ja noch nicht einmal einen Marathon in meinem Leben absolviert hatte, wie sollte ich dann überhaupt über so ein Unterfangen nachdenken. „Schwachsinn!“ antworteten meine inneren Kritiker und Schutzmechanismen.

Doch die Neugier blieb und so kam, was kommen musste.

Nach beruflichen Turbulenzen im Jahr 2005, entschied ich mich nach 10 Jahren Beratungs- und Schulungstätigkeit in dem Unternehmen, das ich mit zwei Partnern aufbaute, für den Ausstieg. Ich wollte aus den bisherigen Verflechtungen raus und in die unabhängige Selbstständigkeit und einen Neuanfang mit der Markus Weidner Managementberatung GmbH wagen. Mein Ziel war, meine Entwicklung zu 100% unabhängig und nach meinen Vorstellungen voranzutreiben. Und obwohl dieser Teil der Geschichte im ersten Moment nichts mit dem Triathlon zu tun hat, ist es eine Schlüsselstelle, wie ich später merken sollte.

Die Entscheidung, das eigene Unternehmen zu gründen, hat innerhalb von zwei Jahren dazu geführt, dass sich mein Asthma und damit der Konsum von Medikamenten in einem jährlichen Wert von über 5.000 Euro gegen Zero entwickeln sollte. Das Rauchen alleine aufzuhören, hatte es leider noch nicht vermocht, dass ich gesund wurde. Erst der berufliche Schritt hin zu einer maximalen Unabhängigkeit hat mich gesunden lassen. Damals wusste ich noch nicht, dass Unabhängigkeit und Freiheit so wichtige Werte in meinem Leben sind. Es gelang mir ein persönlicher Durchbruch. Ich konnte das Lauftraining wieder aufnehmen, auch wenn es anfänglich definitiv keine Freude machte. Ich empfand es fast als mörderisch, in der Woche 2-3 x zu laufen. Doch es ging und so drängte sich mit der Zeit mehr und mehr das Ziel auf, doch wenigsten einmal im Leben einen Marathon zu laufen. Und genau das ermöglichte ich mir im Jahr 2007. Doch was für ein Desaster, danach war ich vier Wochen krank, die Knie, der Rücken, ach der ganze Körper war malad und ich hörte wieder auf, Laufsport zu betreiben.

Ich erinnerte mich daran, dass ich als Schüler sehr gut schwimmen konnte und so wollte ich es mal probieren, jetzt da die Knie nicht wollten und der Rücken weh tat. Und siehe da, mein Körper erinnerte sich an die Bewegungsmuster aus der Jugend, selbst nach über 30 Jahren. Es dauerte keine 10 Trainingseinheiten und ich war wieder in der Lage, 4 km zu schwimmen. „WOW“, dachte ich, „wie cool ist das denn, die Schwimmstrecke beim IRONMAN ist wenigstens nicht das Problem“. Und da war er wieder, der Gedanke, „Cool wäre es schon, einmal im Leben einen IRONMAN zu schaffen“.

Achte Deine Gedanken, ….. doch das Fahrrad mit dem coolen Lenker ging mir nicht mehr aus dem Kopf und die Schmerzen des Marathons waren schließlich alle vergangen und auch wenn ich mir ein Fahrrad kaufe, das triahtlontauglich ist, heißt es ja noch lange nicht, dass ich mich zu einer Langdistanz anmelden muss. Also gesagt getan, ein Triathlonfahrrad erweiterte den privaten Fuhrpark und das Training tat gut, belastete es nicht die Knie, das Gewicht konnte langsam schwinden und die körperliche und geistige Auseinandersetzung konzentrierte sich jetzt auf die Themen Radfahren und Schwimmen.

Doch bis es soweit kommen sollte, dass ich mich tatsächlich für die Langdistanz anmelde, da brauchte es noch den steten Tropfen, der den Stein am Ende doch mit einer großen Delle versah, bis der Widerstand schließlich zu brechen begann. Und Jahr für Jahr im Juli, da war er wieder, der IRONMAN in Frankfurt. Und die Begeisterung für dieses Unterfangen, für die Menschen, die es schafften, sie wurde eher mehr als weniger und das Bewusstsein, so glaubte ich, zu wissen, was da auf einen (also mich) zukommen könnte, wurde größer und größer. Doch vorher wollte der Gedanke an den Kilimanjaro gestillt werden, denn mir war klar, wenn ich beim IRONMAN an den Start gehe, dann kann es nur darum gehen, das Ziel zu erreichen, selbst wenn es 15 Stunden dauert. Und ob ich überhaupt in der Lage sein würde 15 Stunden bei Puls 130 durchzuhalten, das sollte ich mit dem Abenteuer Kilimanjaro herausfinden.

Mit der Kilimanjaro-Besteigung erreichte ich einen Durchbruch und so war der mentale Weg für den IRONMAN frei. Ich setzte mir das Ziel, dass ich vor dem 55 Lebensjahr diesen Meilenstein erreichen möchte. Inzwischen hatte ich schon mehr und mehr Trainingserfahrung gesammelt und gelernt, wie auch Ernährung, Schlaf, Krafttraining und auch Yoga wichtige Bausteine sind, um ein solches Projekt anzugehen. Und wenn mir das  körperliche Training von 3 Stunden joggen pro Woche schon als viel erschien, so sollte sich der Trainingsumfang von Jahr zu Jahr steigern, bis ich dann tatsächlich im Jahr 2013 die Entscheidung für den Start im Juli 2014 traf, also 12 Jahre nach der ersten Begegnung mit der neuen Liebe. Dass ich mich nach dem Zieleinlauf 2014 gleich am nächsten Tag nochmals für das Jahr 2015 angemeldet habe, das war unüberlegt, aus dem Bauch und die logische Konsequenz, dass ich die sportliche Leistungsfähigkeit gerne erhalten wollte.

Doch leider ist körperliche Leistungsfähigkeit nichts, was wir konservieren können, zumindest nicht im großen Stil. So gab es ein weiteres hartes Trainingsjahr und es gelang mir 2015 tatsächlich, etwas schneller ins Ziel zu kommen, als beim Debüt. Und dass es am heißesten Tag des Jahres war, zeigt, dass ich mich gut entwickelt hatte. Die Erkenntnis, dass ich in beiden Jahren mein größtes Problem beim Marathon hatte, brachte mich dann für 2016 zu einem weiteren verrückten Projekt, ich wollte gerne beim TransAlpinRun, dem härtesten Ausdauerrennen im Laufschritt über die Alpen, starten, um meine Schwäche beim Laufen endlich aufzuholen, doch das ist eine Geschichte, die ich an anderer Stelle erzähle. Soviel sei gesagt, ich bin gestartet und dann bei Kilometer 210 am Ende meiner Kräfte ausgeschieden, weil ich nicht mehr die nötige Kraft hatte, um die Zeitziele auf der Strecke zu schaffen. Am 6. Tag bin ich erfolgreich gescheitert und mir war klar, 2017 sollte ein Jahr ohne Extrembelastung werden. Einzig eine gemeinsame Wanderung im Komfortmodus von Garmisch an den Gardasee zusammen mit meiner Frau sollte als Jahreshighlight auf der Agenda stehen. Und es gehört zur Gesamten IRONMAN-Geschichte dazu, weil das Ruhejahr sehr wertvoll für mich war, weil Gymnastik, Yoga und Krafttraining als wichtige Einheiten in mein Leben integriert werden konnten, so dass ich wieder motiviert für den 3. IRONMAN in 2018 war, den ich am Ende mit fast einer Stunde schneller absolvieren konnte, wie meinen ersten in 2014. So sehr es mich gefreut hat, so wenig ist die Zielzeit von Bedeutung, was wirklich zählt, das ist die Zeit des Trainings und der Vorbereitung, denn viel schwieriger als das Rennen zu bestreiten ist gesund an den Start zu kommen.

Damit ist das Thema IRONMAN für den Augenblick in den Hintergrund gerückt, weil ich 2019 nochmals den TransAlpinRun mit einem Finish „heilen“ wollte und das Projekt München-Venedig-München im Vordergrund stand. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mir vor dem 65 Lebensjahr nochmals einen IRONMAN vornehme, doch bis dahin ist noch etwas Zeit und es stehen andere Prioritäten auf der sportlichen, persönlichen und mentalen Agenda. Wenn es Dich interessiert, welche Themen das sind, dann sei Teil des Projektes Qnigge Walk&Talk, da haben wir viel Zeit zu reden und ich teile gerne viele persönliche Erkenntnisse, die mir geholfen haben, diesen Weg zu bestreiten. Und klar ist auch, dieser Weg endet erst, wenn die Klappe des letzten Deckels zu geht und ich hoffe, dass es erst mit 105 Jahren entweder beim Sport oder beim Sex soweit ist.


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