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20.07.2019

26. Etappe: Falsche Entscheidungen können wir korrigieren

München-Venedig-München (2019)

26. Etappe: Falsche Entscheidungen können wir korrigieren

Inzwischen ist ein gerüttelt Maß an Routine eingekehrt und doch habe ich beim Abstieg von der Hütte Giovanni Angelini wieder herausfordernde Klettersteige zu überwinden und jeder Schritt, jede Sicherung fordert 100% Aufmerksamkeit. Auch im Berufsleben und als Führungskraft sind wir in unseren Routinen, in der Komfortzone. Es fühlt sich alles sehr gewohnt an und dennoch braucht es in allen Belangen jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und für jede Handlung die notwendige Sorgfalt und Aufmerksamkeit, um Fehler zu vermeiden. Und dennoch können falsche Entscheidungen korrigiert werden, wenn Fehler entstanden sind. Diese Wahrnehmung und Erkenntnis am Vormittag soll sich nach einer sehr motivierenden Begegnung mit Reno und Gwen aus Treviso bzw. Frankfurt nochmals am Nachmittag ins Bewusstsein bringen. Doch zunächst die Geschichte von zwei wunderbaren Menschen, mit denen ich zur Mittagspause auf der Refugio Pramper zusammentreffe.

Ich frage, ob an dem Tisch der beiden noch ein Platz frei ist und wir kommen schnell ins Gespräch. Wie sich herausstellt, sind beide Purser, also Chefsteward/ess, bei einer großen deutschen Airline. Führungskräfte, die dafür verantwortlich sind, dass die Kabinen-Crew, die für jeden Dienstzyklus immer wieder neu zusammengestellt wird, von der ersten Minute an funktioniert. Jeder im Team muss mit Aufmerksamkeit und Sorgfalt seine Aufgaben, seine Routinen abarbeiten, damit die Reise für den Fluggast so angenehm wie möglich ist. Hier ist Führung par excellence gefordert.

Das Paar hat sich vor gut einem Jahr entschieden, die Wohnung in der Nähe von Frankfurt aufzugeben und an einen Ort zu ziehen, der einen hohen Lebenswert hat. Da alle Einsätze von Frankfurt aus geflogen werden, muss dieser Ort einen Flughafen mit einer gewissen Frequenz nach Frankfurt haben, da die beiden eben nicht mit der S-Bahn oder dem Auto, sondern mit dem Flieger zur Arbeit anreisen. Die Wahl ist auf Treviso gefallen. Das Experiment ist bisher geglückt, sie haben Anschluss gefunden, leben in einer pulsierenden italienischen Stadt nahe den Bergen, nahe an Venedig und der Adria. Ein Lebensmodell, das nicht alltäglich ist und Mut erfordert, etwas auszuprobieren. Und wenn es nicht funktioniert, dann muss man die Entscheidung korrigieren.

Wenn man darüber nachdenkt, gibt es wenige Entscheidungen im Leben, die nicht korrigierbar wären, wenn sich herausstellt, dass man falsch entschieden hat. Und auch das ist eine wichtige Führungseigenschaft, falsche Entscheidungen zu korrigieren. Doch diese Lektion sollte ich erst am Folgetag unter schwersten Bedingungen lernen. Ich bin Reno sehr dankbar für einen Dialog, den wir in den folgenden Tagen geführt haben. Ich habe in ihm einen Sparringspartner gefunden, der die Berge und das, was hier alles passieren kann, aus eigener Erfahrung bewerten und einordnen kann. Wir brechen nach dem  Mittagessen gemeinsam auf, haben noch einige Meter, die wir gemeinsam marschieren, bevor sich unsere Wege wieder trennen.

schwierige Witterungsbedingungen hier über den Wolken

Ich habe einen Aufstieg vor mir, der sich als noch herausfordernder erweisen wird, als es das Studium der Karte hätte vermuten lassen. So zieht sich der Gedanke von Sorgfalt und Aufmerksamkeit über den gesamten Nachmittag, weil das Gelände schwierig und auch das Wetter nicht mehr ganz klar ist. Die Tour führt mich über die Wolken – Regen, Gewitter und Wind machen mir das Leben schwerer als gedacht, so dass ich fast 12 Stunden unterwegs bin, bis ich mein Ziel erreiche. Mit hoher Konzentration, Sorgfalt und Aufmerksamkeit in der absoluten Wanderroutine komme ich auch am 26. Wandertag gesund an mein Ziel, wobei ich merke, wie herausfordernd diese tägliche Routine ist.

Soweit mein heutiges Erleben,

Euer Markus F. Weidner

Videos und Bilder zu Etappe 26

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